TINA BAUER-PEZELLEN

TINA BAUER-PEZELLEN

TINA BAUER-PEZELLEN (1897-1979)

„Junge“ (Boy), 1930ies
drawing on paper, 14cm x 10,5cm. Monogrammed „T.B.P“.

The  sad expression and almost „old“ appearance of the young boy reflect the hard child labour common in the working class of the early 20th century. The topic can be found quite often in the works of Bauer-Pezellen between the wars.
In her 1972 text „Bekenntnis der Künstlerin“ Tina Bauer-Pezellen states:

„[…] Die Kinder, namentlich in meiner Heimat, waren grenzenlosem Elend ausgesetzt. Zusammengepfercht in unzureichenden Wohnungen, die man eher Baracken nennen konnte, unterernährt, entwürdigender Behandlung ausgesetzt, das alles prägte sich in den armen Kindergesichtern aus – hilflos der Not preisgegeben. Diese Eindrücke waren die Maszgebenden der damaligen Zeit der 20iger Jahre, in die meine erste Schaffenszeit fiel. -Und nur diese Kinder malte ich, diese Not leidenden Proletarier- und Tagelöhnerkinder, die sich in Haufen auf den Straßen herumtrieben oder zusammengepfercht auf Spielplätzen und auf den Bänken herumsaßen, die arbeitslosen dumpf vor sich hin brütenden Mütter mit blassen skrofulösen(1) Säuglingen in den verkommenen Kinderwagen. Sie waren die Gestalten auf vielen meiner damaligen Bilder; sie wurden auf Ausstellungen abgelehnt als grauenhaft naturalistische Gestaltungen und Beleidigungen des „gesunden Volksempfindens“, wie es in den Kritiken der nazistischen Blätter stand.

Meine Grafiken, Handzeichnungen, Bilder aus dieser Zeit behandeln immer wieder dieses Thema; ich wollte die Menschen aufrütteln; dieses Kinderelend sollte ihnen die Augen öffnen für die soziale Not dieser kleinen Märtyrer. Ein erwachsener Mensch kann sich doch irgendwie helfen, aber ein Kind, ein Säugling?“

(1) Skrofulose – eine heute seltene Kinderkrankheit, die mit vielfältigen chronischen Entzündungen,
z.B. der Augenlieder, der Nasenschleimhaut und Halslympfknoten sowie teilweise entstellenden Lippenverwölbungen einhergeht.

Source: Beloubek-Hammer, Anita: Gefuehl ist Privatsache, Verismus und neue Sachlichkeit, Petersberg, 2010

Tina Bauer-Pezellen was born in 1897 in Cattaro Dalmatia. She began her studies in Vienna at
the school of graphics and the school of applied arts and crafts. In 1923 to 1924 she continued at the school of applied arts and crafts in Munich at Richard Riemerschmid and later worked as freelance graphic designer. Three of her works were removed as not suitable from a 1933 springtime exhibition of the „Neue Muenchner Sezession“. She married the photographer S. Bauer in 1935 and they moved to Weimar two years later. Her husband was killed in 1944. After the war, Tina Bauer-Pezellen worked as freelance artist. She died in 1979 in Weimar.